Projektcoaching (15): Führungsrolle

Ein Pro­jekt­coach macht Men­schen im Pro­jekt erfolg­reich. Er ist Coach, Bera­ter und Spar­rings­part­ner in einer Per­son; er agiert als graue Emi­nenz im Hin­ter­grund. Sein Hand­werks­zeug sind in ers­ter Linie Fra­gen: im Ide­al­fall erkennt oder erar­bei­tet der Anwor­ten­de sich dabei die Lösung selbst. Die The­men sind so viel­fäl­tig wie die Men­schen und ihre jewei­li­gen Rol­len im Pro­jekt: vom per­sön­li­chen Coa­ching des Pro­jekt­lei­ters bis hin zum detail­lier­ten Hin­ter­fra­gen des Risi­ko­ma­nage­ments. In die­ser Arti­kel­se­rie erschei­nen jede Woche fünf typi­sche Fra­gen eines Pro­jekt­coa­ches zu einem aus­ge­wähl­ten The­ma. Die­se Fra­gen geben einen ers­ten Ein­druck von Pro­jekt­coa­ching und regen an zum Nach­den­ken über das eige­ne Pro­jekt und die eige­ne Rol­le dar­in. Apro­pos Rol­le. Die­se Woche geht es um die Füh­rungs­rol­le des Projektmanagers.

Thema der Woche: Die Rolle des Projektmanagers

Was sind mei­ne Auf­ga­ben als Pro­jekt­ma­na­ger? Wie soll ich das Team füh­ren? Muss ich das über­haupt? Jeder, der schon mal eine Füh­rungs­rol­le im Pro­jekt inne­hat­te, hat auf die­se Fra­gen wenigs­tens impli­zit und intui­tiv eine Ant­wort gefun­den. Wie bei allem, das wir unbe­wusst ver­in­ner­licht haben, lohnt sich gera­de in der Fra­ge nach der eige­nen Füh­rungs­rol­le das bewuss­te Nach­den­ken ganz beson­ders. In die­sem Sin­ne möch­te ich – ganz Coach – zum Nach­den­ken über die eige­ne Füh­rungs­rol­le anregen.

Nähern wir uns der Fra­ge­stel­lung ganz unschul­dig von der Auf­ga­ben­sei­te. Sofort fal­len einem Pla­nung, Con­trol­ling, Risi­ko­ma­nage­ment, Ände­rungs­ma­nage­ment, etc. ein. Die­se Auf­ga­ben sind wich­tig für einen mög­lichst effi­zi­en­ten und ziel­ge­rich­te­ten Ein­satz der zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel. Schon bei Peter F. Dru­cker war das eine der drei Kern­auf­ga­ben eines Mana­gers: „To make work pro­duc­ti­ve and the worker achie­ving.“ (Manage­ment Rev Ed., Kapi­tel 3).

Dann sagt der Pro­jekt­ma­na­ger also den Mit­ar­bei­tern was die­se zu tun haben? Lei­der wird genau das oft ver­sucht. Abge­se­hen davon, dass es die Mit­ar­bei­ter kaum moti­vie­ren dürf­te (vgl. Ver­wal­ten Sie noch oder füh­ren Sie schon?), wür­de die­ser Ansatz einen all­wis­sen­den – oder jeden­falls einen deut­lich mehr wis­sen­den – Pro­jekt­ma­na­ger erfor­dern und sta­bi­le Rah­men­be­din­gun­gen, unter denen wie initi­al geplant vor­ge­gan­gen wer­den kann. Bei­des Uto­pien. In jedem nicht-tri­via­len IT-Pro­jekt weiß ich als Pro­jekt­ma­na­ger gar nichts – jeden­falls im Ver­gleich zu den Mit­ar­bei­tern denen ich sagen müss­te, was sie tun sol­len. Genau dafür habe ich die Exper­ten ja im Team. Und die Rah­men­be­din­gun­gen eines Pro­jekts sind per Defi­ni­ti­on insta­bil: gera­de wegen sei­ner Ein­zig­ar­tig­keit und Neu­ar­tig­keit wur­de ja ein Pro­jekt daraus.

Nähern wir uns der Fra­ge­stel­lung also von einer ande­ren Sei­te: betrach­ten wir die Ergeb­nis­se eines Pro­jekts, also das wofür der Kun­de tat­säch­lich bezahlt. Die oben genann­ten Auf­ga­ben eines Pro­jekt­ma­na­gers haben in die­ser Hin­sicht eines gemein­sam: sie flie­ßen nie­mals direkt in Ergeb­nis­se ein. Einen Wert im Sinn des Kun­den­nut­zens schaf­fen immer die Mit­ar­bei­ter. Der Pro­jekt­ma­na­ger unter­stützt das Team dabei nur. Er erbringt wich­ti­ge Dienst­leis­tun­gen für das Team. Der Kun­de des Pro­jekt­ma­na­gers ist sein Team.

Füh­rung ist die Kunst des Ermög­li­chens. (Ste­ven R. Covey)

Fünf Fra­gen zur Füh­rungs­rol­le des Projektmanagers:

  1. Wel­che Ihrer Auf­ga­ben lie­fern tat­säch­lich einen direk­ten Bei­trag zum Kundennutzen?
  2. Ange­nom­men Sie fal­len drei Wochen aus, wie wür­de die Arbeit des Teams behindert?
  3. Wie kom­men Mit­ar­bei­ter zu ihren Aufgaben?
  4. Wie kon­trol­lie­ren Sie die Abar­bei­tung der Arbeitspakete?
  5. Gibt es Infor­ma­tio­nen, die Sie Ihrem Team gegen­über zurück­hal­ten? Warum?

Natür­lich sind die­se Fra­gen nur der Ein­stieg ins Pro­jekt­coa­ching. Ein erfah­re­ner Pro­jekt­coach wird anhand der Ant­wor­ten ver­tie­fen­de Fra­gen stel­len und so die Ant­wor­ten nach und nach schär­fer herausarbeiten.

Vorangegangene Teile der Serie Projektcoaching

Bildnachweis

Das Arti­kel­bild wur­de von Ste­ve Jur­vet­sonunter dem Titel „Riding that train…“ auf Flickr ver­öf­fent­licht (Bestimm­te Rech­te vor­be­hal­ten).

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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