Muster brechen

Am 20. und 21. Novem­ber 2015 fin­det zum fünf­ten Mal das PM Camp an sei­nem Ursprung in Dorn­birn statt. Unser Ver­such das Mus­ter der gro­ßen und teu­ren Kon­fe­ren­zen mit aus­ge­such­ten Vor­trä­gen durch eine Unkon­fe­renz im Bar­camp-For­mat zu bre­chen ist ein vol­ler Erfolg. Und so lau­tet das dies­jäh­ri­ge Mot­to auch „Mus­ter bre­chen“. Wie letz­tes Jahr ver­an­stal­ten wir zu die­sem The­ma im Vor­feld wie­der eine Blog­pa­ra­de. Sol­len Pro­jek­te Mus­ter bre­chen? Inhalt­lich ganz sicher, schließ­lich geht es um Ver­än­de­rung. Kann es für die­se Ver­än­de­rungs­ar­beit dann fes­te Mus­ter des Vor­ge­hens geben? Höchs­tens als Roh­ma­te­ri­al, das mit Erfah­rung ein­ge­setzt, ange­passt und kon­ti­nu­ier­lich ver­bes­sert wer­den muss.

The only thing we know about the future is that it will be dif­fe­rent. Try­ing to pre­dict the future is like try­ing to dri­ve down a coun­try road at night with no lights while loo­king out the back win­dow. The best way to crea­te the future is to crea­te it.
Peter F. Drucker

Das Wort Pro­jekt geht auf das latei­ni­sche Verb proi­ce­re, bes­ser gesagt sein Par­ti­zip Per­fekt Pas­siv proiec­tus, zurück. Es bedeu­tet so viel wie sich (in die Zukunft) erstre­ckend. Pro­jek­te haben immer eine zukünf­ti­ge Ver­än­de­rung des Sta­tus quo zum Ziel. Sie sind unge­wiss und einmalig.

Ver­ste­hen kann man das Leben nur rück­wärts. Leben muss man es vorwärts.
Søren Aabye Kierkegaard

Mus­ter ent­sprin­gen der Ver­gan­gen­heit. Genau­er gesagt sind sie das Kon­den­sat vie­ler gleich­ar­ti­ger Erfah­run­gen. Sie kön­nen eine wert­vol­le Ori­en­tie­rungs­hil­fe sein, falls der Rah­men in dem sie gebil­det wur­den der­sel­be ist in dem sie ange­wen­det wer­den. Best-Prac­ti­ce ohne Bei­pack­zet­tel mit Anwen­dungs­ge­bie­ten, Neben­wir­kun­gen und Gegen­an­zei­gen kann es daher nicht geben. Ver­kauft und gern genom­men wer­den Patent­re­zep­te aber dennoch.

Tho­se who do not remem­ber the past are con­dem­ned to repeat it.
Geor­ge Santanaya

Wer Mus­ter der Ver­gan­gen­heit auf ein­ma­li­ge sich in die Zukunft erstre­cken­de Vor­ha­ben (also Pro­jek­te) anwen­det, soll­te das mit sehr viel Erfah­rung tun. Ent­schei­dend ist die Adap­ti­on an die ein­ma­li­gen Rah­men­be­din­gun­gen des Pro­jekts und das bewuss­te Bre­chen von Mus­tern. Das gelingt aber nicht in einem heroi­schen Schöp­fungs­akt, son­dern nur in einer acht­sa­men Hal­tung der kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­bes­se­rung.

Mus­ter bewusst durch­bre­chen kann aber nur wer die­se zuvor ver­in­ner­licht hat. Und das geht nur durch Übung und eige­ne Erfah­rung wie es tref­fend in der asia­ti­schen Leh­re des Ler­nen Shu-Ha-Ri beschrie­ben wird: Aus­ge­hend von der feh­ler­frei­en Nach­ah­mung (Shu) kön­nen die Prin­zi­pi­en ver­stan­den und Details vari­iert wer­den (Ha) bis der Schü­ler schließ­lich in der Lage ist sei­nen eige­nen Stil zu entwickeln.

Tho­se who do not want to imi­ta­te any­thing, pro­du­ce nothing.
Sal­va­dor Dalì

Selbst die Rol­le des Pro­jekt­lei­ters darf und muss hin­ter­fragt wer­den. Die post-indus­tri­el­le Wis­sens­ar­beit ver­langt ande­re For­men der Orga­ni­sa­ti­on als das klas­si­sche pyra­mi­den­för­mi­ge Mus­ter mit einem Hel­den an der Spit­ze. Befeu­ert durch den Erfolg agi­ler Vor­ge­hens­wei­se wie Scrum befin­den sich die Prin­zi­pi­en der Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und Emer­genz auf dem Sie­ges­zug. Die Rol­le des Pro­jekt­lei­ters muss sich daher wan­deln hin zum Coach und Men­tor, der das Team dabei unter­stützt. Die­ses Mus­ter ist aber für man­che sicher das am schwie­rigs­ten zu bre­chen­de. Schließ­lich geht es um das eige­ne Selbst­ver­ständ­nis, das sich vom hel­den­haf­ten Macher wan­delt zum Sich-ent­behr­lich-Macher.

Als Mit­in­itia­tor der PM Camp Bewe­gung und als Mit­or­ga­ni­sa­tor des PM Camps Dorn­birn freue ich mich unglaub­lich auf unser fünf­jäh­ri­ges Jubi­lä­um im Novem­ber, auf vie­le inter­es­san­te Men­schen und einen erfri­schen­den Aus­tausch auf Augen­hö­he. Die Kar­ten für das PM Camp in Dorn­birn gehen erfah­rungs­ge­mäß schnell weg, so dass ihr euch gleich anmel­den solltet.

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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