Agil bedeutet wendig

In der Dis­kus­si­on um Agi­li­tät ist immer wie­der von der Kul­tur und einem not­wen­di­gen Kul­tur­wan­del die Rede. Meis­tens frei­lich ohne die­se Kul­tur aus­rei­chend prä­zi­se zu bestim­men. Es fal­len dann Begrif­fe wie posi­ti­ve Feh­ler­kul­tur und Ver­trau­en, die aber eher Mit­tel zum Zweck sind. Die eigent­li­che Kul­tur­ver­än­de­rung beginnt beim Erken­nen der Plan­bar­keit von kom­ple­xen Vor­ha­ben als Illu­si­on und rührt an den Grund­fes­ten unse­rer klas­si­schen Industrieunternehmen.

Agi­li­tät beginnt immer mit dem Ein­ge­ständ­nis, dass wir das Ziel eines Vor­ha­bens und den Weg dort­hin nicht genau genug ken­nen kön­nen. Grün­de dafür sind einer­seits die Kom­ple­xi­tät vie­ler Vor­ha­ben, aber auch die Insta­bi­li­tät ihres Umfel­des im Klei­nen und des Markt­um­fel­des des Unter­neh­mens im Gro­ßen. Wer in sol­chen Situa­tio­nen an den Planungs‑, Prio­ri­sie­rungs- und Bud­get­zu­tei­lungs­pro­zes­sen des letz­ten Jahr­hun­derts fest­hält, igno­riert die Kom­ple­xi­tät und Insta­bi­li­tät und erzeugt eine Schein­ge­nau­ig­keit um der Form willen.

Agil bedeu­tet wen­dig, nicht schnell!. Wer das Ziel und den Weg zum Ziel aber nicht genau genug kennt, muss aus­pro­bie­ren und wen­dig und fle­xi­bel blei­ben. Und wer umge­kehrt Ziel und Weg genau kennt, für den ist Wen­dig­keit kein Wert, son­dern ein unnö­ti­ger Frei­heits­grad. Nur im Bewusst­sein eines prin­zi­pi­ell unschar­fen Ziels ist Agi­li­tät über­haupt sinn­voll. Lie­fer­plä­ne für die nächs­ten drei Jah­re sind dann aber sinnlos.

The­re is a belief in the com­pa­ny that if you don’t fail often enough, you’re not try­ing hard enough.
Gopi Kal­lay­il, Chief Evan­ge­list bei Google

Aus dem Ein­ge­ständ­nis der Unplan­bar­keit im Detail folgt auto­ma­tisch die For­de­rung einer posi­ti­ven Feh­ler­kul­tur, weil der Weg zum unkla­ren Ziel kein gera­der sein kann. Umwe­ge sind nicht zu ver­mei­den, müs­sen aber schnell erkannt und kor­ri­giert wer­den durch früh­zei­ti­ge und häu­fi­ge Lie­fe­rung von nutz­ba­ren Pro­duk­ten und das sys­te­ma­ti­sche Ein­ho­len von Feed­back dazu. Effek­ti­vi­tät geht vor Effi­zi­enz.

Cul­tu­re eats stra­tegy for breakfast.
Peter F. Drucker

Bei der Dis­kus­si­on um den ohne Zwei­fel wich­ti­gen Kul­tur­wan­del ent­steht lei­der oft der Ein­druck, dass Agi­li­tät aus­schließ­lich mit den rich­ti­gen kul­tu­rel­len Rah­men­be­din­gun­gen funk­tio­nie­re. Auch wenn die Rah­men­be­din­gun­gen zunächst wid­rig erschei­nen und die Träg­heit gro­ßer Unter­neh­men legen­där ist, soll­te uns das in der Pra­xis nicht hin­dern, die Gren­zen eines agi­len Vor­ge­hens aus­zu­lo­ten. Mit den rich­ti­gen Ver­bün­de­ten geht meis­tens mehr als zunächst gedacht. Die erfolg­reich geleb­te Pra­xis wirkt zurück auf die Kul­tur und ver­än­dert sie nach und nach.

If you want to achie­ve great­ness, stop asking for permission.
Eddie Col­la

Share This Post

Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

Schreibe einen Kommentar