Informatik studieren!

Die Rede vom Fach­kräf­te­man­gel ver­hallt seit Jah­ren unge­hört. Die demo­gra­phi­sche Ent­wick­lung wird die Situa­ti­on in den nächs­ten Jah­ren uns Jahr­zehn­ten noch ver­schär­fen, weil von nun an die Anzahl der Men­schen im arbeits­fä­hi­gen Alter abneh­men wird ohne dass wir irgend­et­was dage­gen tun könn­ten. Peter F. Dru­cker nann­te die Demo­gra­phie des­halb auch „the future that alre­a­dy hap­pend.“ Auf dem Gebiet der Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie ist die Situa­ti­on mitt­ler­wei­le so schlimm, dass selbst in gesamt­wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Situa­ti­on wie der zuletzt erleb­ten Finanz­kri­se, ledig­lich weni­ger Man­gel an qua­li­fi­zier­ten Arbeits­kräf­ten herrscht. Die Initia­ti­ve „Infor­ma­tik stu­die­ren!“ von Prof. Ernst Den­ert, den ich per­sön­lich sehr schät­ze, hat es sich zur Auf­ga­be gemacht mehr jun­ge Men­schen zum Stu­di­um der Infor­ma­tik zu bewegen.

Die Initia­ti­ve setzt dort an, wo die Wei­chen für die Berufs­wahl gestellt wer­den, näm­lich in den Ober­stu­fen der Gymnasien:

Infor­ma­ti­ker, die mit Freu­de und Erfolg im Berufs­le­ben ste­hen, gehen an Schu­len und stel­len das Fach aus ihrer per­sön­li­chen Per­spek­ti­ve vor. Sie sind gute Bot­schaf­ter der Infor­ma­tik, denn sie haben selbst erfah­ren, dass Infor­ma­tik Spaß macht und sich lohnt, auch mate­ri­ell. Die Infor­ma­tik-Bot­schaf­ter fol­gen der Ein­la­dung von Leh­rern, um die sich die Initia­ti­ve bemüht. Sie knüpft Kon­tak­te zu Schu­len und wird unter­stützt von den Minis­te­ri­en und Schul­ver­wal­tun­gen eini­ger Bundesländer.

Auch ich bin seit meh­re­ren Jah­re Infor­ma­tik­bot­schaf­ter und war schon mehr­fach an Schu­len in und um Mün­chen. Ich unter­stüt­ze die Initia­ti­ve „Infor­ma­tik stu­die­ren!“ voll und ganz und kann nur emp­feh­len, Infor­ma­tik-Bot­schaf­ter an die Schu­len ein­zu­la­den oder selbst Bot­schaf­ter zu wer­den. Details zu bei­dem sind hier zu finden.

Share This Post

Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

9 Kommentare

Was Fir­men hier­zu­lan­de mitt­ler­wei­le nur mehr bereit sind, für Infor­ma­ti­ker zu zah­len, kann ich nur raten, nicht Infor­ma­tik zu stu­die­ren. War in den 90ern die Fähig­keit, einen Com­pu­ter anzu­schal­ten, schon aus­rei­chend genug, um einen hoch­do­tier­ten Ver­trag in der IT zu bekom­men, so wer­den heut­zu­ta­ge viel­fach nur mehr Hun­ger­löh­ne für best­aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te gebo­ten. Zusätz­lich dazu steht man noch in Kon­kur­renz mit Infor­ma­ti­kern aus den öst­li­chen EU-Mit­glieds­staa­ten, für die sich die Löh­ne noch mehr als aus­zah­len, sodass sie die­se noch wei­ter nach unten drü­cken können.

Dan­ke, Nattl, für Dei­nen kri­ti­schen Kom­men­tar. Natür­lich ist die Bereit­schaft für ein­fachs­te IT-Tätig­kei­ten („Com­pu­ter ein­schal­ten“ wie Du es nennst) viel Geld zu bezah­len seit den 90ern zurück­ge­gan­gen. Und das ist auch gut so. Mit Infor­ma­tik hat­te das nichts zu tun. Die Über­schrift heißt ja ganz bewusst nicht: „Macht irgend­was mit Com­pu­tern“, son­dern eben „Infor­ma­tik stu­die­ren!“. Die Beto­nung liegt dabei für mich auf Infor­ma­tik, die zunächst ja gar nicht so viel mit Soft­ware und Pro­gram­mie­ren zu tun hat, son­dern mit abs­trak­tem Den­ken und sys­te­ma­ti­scher und krea­ti­ver Pro­blem­lö­sung. Mag sein, dass am Ende wei­ter öst­lich in der EU pro­gram­miert wird, aber nicht erdacht und konzipiert.

Also ich fin­de es super, dass Sie sich dar­um bemü­hen, den jun­gen Men­schen zu ver­mit­teln, Infor­ma­tik zu studieren!
Als ich jung war, wuss­te man meist nicht, was man stu­die­ren soll­te, da die meis­ten Berufs­bil­der auch über­haupt nicht klar waren.
Ich fühl­te mich als jun­ger Mensch da doch eher ver­lo­ren bei der Berufs­wahl, hat­te kei­ne Ahnung.
Außer­dem möch­te ja das Unter­neh­men selbst mehr Umsatz oder zumin­dest sta­bi­len Umsatz durch sei­ne Mit­ar­bei­ter. Und dafür muss eben was getan werden!
Daher fin­de ich es auch so klug, direkt bei den Schü­lern anzu­fan­gen, so kann man sich sei­ne Fach­kräf­te schon früh „aus­bil­den“.
Auch fin­de ich, Unter­neh­men müs­sen krea­tiv an den Fach­kräf­te­man­gel ran­ge­hen! Da muss man selbst akti­ver wer­den und sich neue Din­ge ein­fal­len lassen.

Vie­len Dank für Ihre wert­schät­zen­den Wor­te. Der Groß­teil Ihres Lobs gebührt aber Prof. Den­ert der mit viel Enga­ge­ment, Kon­tak­ten und Bud­get die­se Initia­ti­ve ins Leben geru­fen hat.

Guten Tag,

bei aller Lie­be glau­ben Sie ja wohl nicht allen Erns­tes, dass Deutsch­land Tau­sen­de braucht, die nur erdenken und kon­zi­pie­ren, aber nicht programmieren.
Grund­sätz­lich gibt es kei­nen Fach­kräf­te­man­gel. Das ist und bleibt völ­li­ger Quatsch. Das Ein­zi­ge was fehlt sind Super-Spe­zia­lis­ten in einem genau ein­ge­grenz­ten Fach­be­reich und das in (jung) und bil­lig. Die­se gibt es nicht oder sie ver­lan­gen zuviel oder sie sind den Unter­neh­men zu alt.
Wenn Fach­kräf­te­man­gel herr­schen wür­de, wäre es als Dipl. Inf. ohne Pro­ble­me mög­lich 60 – 70.000 € zu ver­lan­gen. Dem ist aber nicht so, auch nicht in Ham­burg und Ham­burg zahlt noch gut. Die Unter­neh­men sind noch viel zu arrogant.
Zei­gen Sie mir doch bit­te die Stel­len­aus­schrei­bun­gen, in denen nur ver­langt wird zu kon­zi­pie­ren. Im Nor­mal­fall sol­len sie ent­wi­ckeln und das geht immer mit pro­gram­mie­ren einher.
Mei­nen Kin­dern wür­de ich alles raten, aber ganz sicher nicht die IT. Die endet eh nur im Schweinezyklus.

Bewer­ben Sie sich doch bit­te mal mit der Aus­sa­ge: „Infor­ma­tik hat zunächst gar nicht viel mit Soft­ware und Pro­gram­mie­ren zu tun.“. Sie wer­den den Job (mit Sicher­heit) nicht erhalten.

Mfg.
Dipl. Inf.

Ich inter­pre­tie­re die Schär­fe Ihres Kom­men­tars als Ver­bit­te­rung und wür­de Sie ger­ne fra­gen woher die rührt? Ich habe viel mit IT-Abtei­lun­gen und IT-Dienst­leis­tern zu tun und abso­lut alle kla­gen über den Man­gel an Fach­kräf­ten. Und ich mei­ne damit nicht in ers­ter Linie Ent­wick­ler. Was gebraucht wird sind Men­schen die Pro­zes­se ana­ly­sie­ren kön­nen und pass­ge­nau in Soft­ware abbil­den kön­nen. Das erfor­dert sehr viel Abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen und genau das ist die Fähig­keit, die im Infor­ma­tik­stu­di­um her­aus­ge­bil­det wird. Es tut mir leid, wenn Sie ande­re Erfah­run­gen machen muss­ten, aber 60 – 70.000 Euro für einen guten Diplom-Infor­ma­ti­ker sind abso­lut im Rah­men. Aber auch hier ist das Stu­di­um nur die Grund­la­ge, aber noch lan­ge kein Garant für Top-Gehäl­ter. Und das ist auch gut so, denn sonst hät­ten wir den­sel­ben Unsinn wie um das Jahr 2000, wo plötz­lich jeder der eine CD-ROM bren­nen konn­te IT-Spe­zia­list war.

Erst­mal bin ich nicht ver­bit­tert. Mir geht es recht gut, dan­ke der Nach­fra­ge. Wenn Sie sovie­le IT-Abtei­lun­gen und IT-Dienst­leis­ter ken­nen, wo sind dann die Stel­len­an­ge­bo­te, die nicht direkt und expli­zit einen Ent­wick­ler erwarten? 

Nach mei­nen Erfah­run­gen gehen sol­che pau­scha­li­sier­ten Aus­sa­gen ein­fach an der Rea­li­tät vorbei.
Ja, es gibt Stel­len­aus­schrei­bun­gen nach IT-Archi­tek­ten. Sie haben da Recht. Doch eben die­se Aus­schrei­bun­gen machen nicht die Mas­se aus. Selbst wenn wir über IT-Archi­tek­ten rede­ten. Man erwar­tet von die­sen im Nor­mal­fall ein sehr hohes Maß an tech­ni­schem Wis­sen. Ein­fach weil er tech­ni­sche Din­ge vor­gibt und ent­schei­det. Jemand der Pro­zes­se ana­ly­siert und in Soft­ware gie­ßen soll muß auch Ent­wick­ler sein. In den Unis erzählt man den Leu­ten, dass man da stun­den­lang über UML brü­tet und sich groß­ar­ti­ge Archi­tek­tu­ren aus­denkt. Wie vie­le von den Abgän­gern machen das denn am Ende?

Wenn ich den Unter­neh­men eines vor­hal­ten will, dann das sie nicht gewillt sind in poten­zi­el­le Mit­ar­bei­ter zu inves­tie­ren. Da wird gesucht und geweint. Da wird ein­ge­grenzt und am Ende weiß die HR sel­ber nicht wer da eigent­lich genau gesucht wird. Am Ende stellt man jeman­den nicht ein, weil er nicht per­fekt den Vor­ga­ben ent­spricht (auch gehalts­tech­nisch), was wie­der die Heu­le­rei nach Fach­kräf­ten nach sich zieht.

Ich bin Ange­stell­ter in einem sehr gro­ßen IT-Unter­neh­men. Mei­ne ein­zi­ge Aus­sa­ge ist, dass wir eben nicht die Mas­sen an Diplom-Infor­ma­ti­kern brau­chen. Wir brau­chen güns­ti­ge Ent­wick­ler, die­se in Mas­sen. Genau das spricht gegen das sehr teu­re Stu­di­um für die Mas­sen. Denn wie Sie schon selbst sag­ten, ein Stu­di­um ich kein Garant für ein Top-Gehalt und wenn wir bei­de ehr­lich sind: Top-Gehäl­ter sind immer sel­ten, sonst wären sie nicht top. War­um also soll­ten Tau­sen­de ein solch hohes Risi­ko ein­ge­hen? Die haben heu­te sowie­so schon alle Zukunftsängste.

Ich sage gar nicht, dass Sie da über­all falsch lie­gen. Ein­fach mei­ne Erfah­run­gen sind da anders.

Ich woll­te Ihnen nicht zu nahe tre­ten, die Schär­fe Ihres Kom­men­tars ließ mich aber glau­ben, dass es da einen wun­den Punkt gibt. Umso bes­ser wenn das nicht so ist.

Sicher­lich brau­chen wir kei­ne Mas­sen an Diplom-Infor­ma­ti­kern, das wer­den die Uni­ver­si­tä­ten auch nie schaf­fen, aber wir brau­chen mehr als es heu­te gibt. (Und ja: wir bräuch­ten auch mehr Ent­wick­ler / Pro­gram­mie­rer.) Viel­leicht ist die Initia­ti­ve zu ein­sei­tig auf das Stu­di­um der Infor­ma­tik aus­ge­rich­tet und igno­riert die rest­li­chen IT-Aus­bil­dun­gen. Das wür­de ich gel­ten lassen. 

Recht haben Sie auch, wenn Sie die Unter­neh­men anpran­gern die nicht bereit sind in die Aus­bil­dung und Ent­wick­lung Ihrer Mit­ar­bei­ter zu inves­tie­ren. (Etwas das Herr Den­ert in sei­ner Zeit bei sd&m übri­gens vor­bild­lich gemacht hat.) 

Für mich steht immer noch im Vor­der­grund die Fähig­keit zu abs­trak­tem Den­ken und die Fähig­keit Pro­ble­me struk­tu­riert zu lösen. Das ver­mit­telt ein Infor­ma­tik­stu­di­um wie kei­ne zwei­te Aus­bil­dung (von der Mathe­ma­tik abge­se­hen). Die­se Fähig­kei­ten sind und wer­den in Zukunft immer stär­ker gefragt sein.

Schreibe einen Kommentar