Brückentagsfetisch

2014 wird ein gutes Jahr. Sämt­li­che bun­des­wei­ten Fei­er­ta­ge fal­len auf einen Wochen­tag! Durch geschick­te Nut­zung der Brü­cken­ta­ge kann unter mini­ma­lem Ein­satz von Urlaubs­ta­gen die Frei­zeit maxi­miert wer­den. Ein Fest­jahr für die deut­sche Krämerseele.

Nichts gegen ein paar Brü­cken­ta­ge. Ich bin sicher­lich einem ver­län­ger­ten Wochen­en­de auch nicht abge­neigt. Mich stört aber die­se die­bi­sche Freu­de, die ich immer zwi­schen den Zei­len lese. Es scheint mir immer auch dar­um zu gehen, dem unge­lieb­ten Arbeits­le­ben ein Schnipp­chen zu schla­gen. Arbeits­ver­mei­dung als Volkssport?

Es betrübt mich die­se Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der Arbeit als etwas Böses und ihre geschick­te Ein­schrän­kung als ein erstre­bens­wer­tes Ziel dar­ge­stellt wer­den. Noch mehr betrübt mich die dar­in mit­schwin­gen­de Opfer­hal­tung deut­scher Arbeit­neh­mer. Es wird viel geklagt über ein Sys­tem abhän­gi­ger Beschäf­ti­gung, das sich bit­te ändern soll, aber es wird zu wenig gewagt in Deutsch­land. Sicher­heit geht uns immer noch über alles.

Ich weiss nicht, ob es bes­ser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders wer­den, wenn es bes­ser wer­den soll.
Georg Chris­toph Lichtenberg

Wenn uns die Arbeit so wenig erfüllt, dass uns ihre gekonn­te Ver­mei­dung mit­tels Brü­cken­ta­gen die­bi­sche Freu­de berei­tet, dann haben wir ein grund­sätz­li­ches Pro­blem. Und das haben wir laut dem Gal­lup Enga­ge­ment Index 2012 flä­chen­de­ckend: »Fast ein Vier­tel (24%) der Beschäf­tig­ten in Deutsch­land hat inner­lich bereits gekün­digt. 61% machen Dienst nach Vor­schrift. Nur 15% der Mit­ar­bei­ter haben eine hohe emo­tio­na­le Bin­dung an ihren Arbeit­ge­ber und sind bereit, sich frei­wil­lig für des­sen Zie­le einzusetzen.«

Mit dem fort­schrei­ten­den Nie­der­gang des Indus­trie­zeit­al­ter und im Über­gang in das Zeit­al­ter der Wis­sens­ar­beit, haben wir mehr Mög­lich­kei­ten denn je, um zurück­zu­fin­den zu erfül­len­der Arbeit, die mehr ist als bloß ein Job. Mit die­sem Stich­wort möch­te ich mei­nen Lesern statt der sinn­lo­sen Brü­cken­tags­op­ti­mie­rung als Anstoß für 2014 lie­ber das auf­rüt­teln­de und äußerst moti­vie­ren­de Buch »Work is job« von Catha­ri­na Bruns (Ama­zon Affi­lia­te Link) ans Herz legen.

Es geht nicht dar­um, im Leben mehr zu arbei­ten, son­dern dar­um, bei einer per­sön­lich sinn­stif­ten­den Arbeit mehr zu leben.
Catha­ri­na Bruns. Work is not a job.

Arti­kel­bild: Andre­as Levers bei flickr.com (CC BY 2.0)

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

2 Kommentare

Da hast Du ganz recht, Mar­cus! Dass aber die meis­ten Men­schen ihrer Arbeit nichts abge­win­nen kön­nen und immer noch nach dem Cli­ché leben: „Lie­be Ange­stell­te gegen böse Arbeit­ge­ber und Chefs“ ist nicht aus­schliess­lich ihr Feh­ler. Auf­klä­rung allei­ne hilft wenig. Alles ist eine Fra­ge der Füh­rung und beginnt schon in der Ausbildung.

Viel­leicht wür­de auch etwas hel­fen, wenn die­se Woche ein­fach ganz frei gewe­sen wäre – für alle „gewöhn­li­chen“ Ange­stell­ten – bas­ta. Dadurch wür­de unse­re Wirt­schaft wohl kaum gleich kol­la­bie­ren. Im Gegen­teil, eine sol­che Slow-down-Akti­on könn­te der Wirt­schaft viel­leicht sogar neue Impul­se vermitteln.

Hap­py New Year!
Peter

P.S. Unter „gewöhn­li­chen“ Ange­stell­ten ver­ste­he ich alle, die eine gere­gel­te Arbeits­zeit haben. Die ande­ren – Bus­fah­rer, Ärz­te, Poli­zei, etc. – müss­ten natür­lich die­se zusätz­li­chen frei­en Tage nach­ho­len dürfen.

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