Einfach machen

Agili­tät ist mehr als eine Metho­de, Agi­li­tät ist eine Fra­ge der Hal­tung. Ins­be­son­de­re die Hal­tung im Umgang mit Unsi­cher­heit spielt die ent­schei­den­de Rol­le: Begeg­nen wir Unsi­cher­heit eher mit zuver­sicht­li­cher Neu­gier oder ängst­li­cher Ableh­nung? Die­se Fra­ge stellt sich sowohl für jeden ein­zel­nen, als auch für Orga­ni­sa­tio­nen ins­ge­samt bezüg­lich der dort vor­herr­schen­den und gepfleg­ten Kul­tur, denn Angst und Agi­li­tät sind eine schlech­te Kom­bi­na­ti­on. Neu­gier, Mut und Zuver­sicht hel­fen da schon deut­lich mehr, eben­so die Fokus­sie­rung auf das, was hier und heu­te mit dem vor­han­de­nen Wis­sen und den vor­han­de­nen Mit­teln mög­lich ist. Und das dann ein­fach machen, aus­pro­bie­ren und auf dem Weg lernen.

Human spi­rit is the abili­ty to face the uncer­tain­ty of the future with curio­si­ty and opti­mism. It is the belief that pro­blems can be sol­ved, dif­fe­ren­ces resol­ved. It is a type of con­fi­dence. And it is fra­gi­le. It can be bla­cke­ned by fear and superstition.
Ber­nard Beckett

Eine Woche in She­n­yang, wo ich zuletzt vor fünf Jah­ren war, hat mir einen wesent­li­chen kul­tu­rel­len Unter­schied zwi­schen Deutsch­land und Chi­na deut­lich gemacht. Wäh­rend wir teil­wei­se noch Angst vor Online-Ban­king am PC haben, bezahlt in Chi­na gefühlt schon jeder mit sei­nem Smart­phone: in der ent­spre­chen­den App ein­fach den QR-Code an der Kas­se vor­zei­gen, scan­nen und fer­tig. Und das ist nur ein Bei­spiel dafür, was mit dem Smart­phone alles mög­lich ist und wofür es in Chi­na schon ganz selbst­ver­ständ­lich benutzt wird. Es zeigt aber auch die Bereit­schaft, Neu­es aus­zu­pro­bie­ren sowohl auf Sei­te der Kun­den als auch auf Sei­te der Unter­neh­mer. Und davon gibt es in Chi­na vie­le. Jens Mon­sees hat defi­ni­tiv recht, wenn er dar­auf hin­weist, dass wir auch mal in Rich­tung Osten schau­en soll­ten und nicht nur auf das Sili­con Val­ley, um eine flo­rie­ren­de Start­up-Kul­tur zu erfah­ren. Hier wird ein­fach gemacht, gelernt, ange­passt und wie­der aus­pro­biert. Sehr beein­dru­ckend die­se Auf­bruchs­stim­mung und die rasan­te Ent­wick­lung der letz­ten fünf Jah­re ganz beson­ders im Ver­gleich zu Deutsch­land im sel­ben Zeitraum.

In the beginner’s mind the­re are many pos­si­bi­li­ties, but in the expert’s the­re are few.
Shun­ryu Suzuki

Unsi­cher­heit ist all­ge­gen­wär­tig und scheint eher zu- als abzu­neh­men: Durch immer höhe­re Ver­net­zungs­dich­te steigt die Kom­ple­xi­tät dras­tisch, die Welt wird viel­deu­ti­ger und ändert sich immer schnel­ler. So sehr, dass sich mitt­ler­wei­le für all das der Begriff VUCA als Abkür­zung für Vola­ti­li­ty, Uncer­tain­ty, Com­ple­xi­ty und Ambi­gui­ty eta­bliert hat. Wir kön­nen uns aber immer ent­schei­den, wie wir damit umge­hen. Ver­su­chen wir die Unsi­cher­heit zu ver­mei­den durch Ana­ly­se und Pla­nung oder sehen wir sie mit kind­li­cher Neu­gier als Chan­ce, etwas Neu­es zu erfah­ren und zu ler­nen? Viel­leicht ist es lang­sam höchs­te Zeit, ein wenig unse­rer Beden­ken und unse­rer Spalt­maß­fi­xie­rung (Sascha Lobo) zu Guns­ten einer Start­up-Kul­tur auf­zu­ge­ben. Ein­fach mal nicht alles bis ins letz­te Detail durch­den­ken und zu Tode ana­ly­sie­ren. Nur durch­den­ken, was hier und heu­te durch­dacht wer­den kann und ent­schei­den, was hier uns heu­te ent­schie­den wer­den kann. Und dann: Ein­fach machen!

Delay com­mit­ment until the last respon­si­ble moment, that is, the moment at which fai­ling to make a decis­i­on eli­mi­na­tes an important alternative.
Mary Pop­pen­dieck

Ein­fach machen heißt auch ein­fach machen: Gera­de viel genug ana­ly­sie­ren, vor­aus­den­ken und pla­nen, um einen sinn­vol­len nächs­ten Schritt zu machen. Jede zusätz­li­che Ent­schei­dung im Vor­aus redu­ziert zwar die Unsi­cher­heit, beschränkt aber eben auch die Mög­lich­kei­ten oder ver­lang­samt jeden­falls die Anpas­sung erheb­lich. Um bei­spiels­wei­se die Akzep­tanz eines neu­en Ser­vice schnell zu tes­ten, reicht es oft aus, nur die Web­sei­te selbst ohne gro­ßes Backend bereit­zu­stel­len und sich die vom Kun­den­an­fra­ge ein­fach per E‑Mail zu schi­cken. Und dann nach und nach den Ser­vice ver­bes­sern und erst spä­ter wirk­lich das Backend und die Daten­bank hin­zu­zu­fü­gen. machen:

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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