Profit ist kein Selbstzweck

Viele Unter­neh­men schei­nen mitt­ler­wei­le den Zweck ihrer Exis­tenz ver­ges­sen zu haben. Reflex­haft ant­wor­ten des­halb die meis­ten Mit­ar­bei­ter auf die Fra­ge nach die­sem Pur­po­se ihres Arbeit­ge­bers mit der schein­bar ein­zig rich­ti­gen Ant­wort: „Um Gewinn zu machen.“ Pro­fit ist aber nie Selbst­zweck, son­dern mehr wie die Luft, die wir atmen um zu leben und den­noch unser Leben nicht nur aus Atmen besteht. Pro­fit ist also nur eine not­wen­di­ge Bedin­gung für das Fort­be­stehen der Orga­ni­sa­ti­on und der Maß­stab dafür, dass ein für die Kun­den wich­ti­ger Zweck rich­tig erfüllt wird.

Pro­fit for a com­pa­ny is like oxy­gen for a per­son. If you don’t have enough of it, you’­re out of the game. But if you think your life is about breathing, you’­re real­ly miss­ing something.

Peter F. Drucker

Orga­ni­sa­tio­nen die Pro­fit zum Selbst­zweck erhe­ben, soll­ten sich nicht beschwe­ren über ent­spre­chend auf ihren mate­ri­el­len Vor­teil fixier­te Mit­ar­bei­ter. Wenn sonst nichts Ori­en­tie­rung bie­tet, wird eben der eige­ne Bonus opti­miert. Das ist nur kon­se­quent wo ein höhe­rer Zweck zur Ori­en­tie­rung fehlt oder nicht genug her­aus­ge­stellt ist. Und so führt die ein­sei­ti­ge Fixie­rung der Orga­ni­sa­ti­on auf den Pro­fit zu dem Men­schen­bild des prin­zi­pi­ell fau­len Mit­ar­bei­ters, der erst mit­tels Geld moti­viert wer­den muss. Aber was soll­te die Mit­ar­bei­ter in die­ser Umge­bung auch sonst motivieren?

Pro­fit is not the expl­ana­ti­on, cau­se, or ratio­na­le of busi­ness beha­vi­or and busi­ness decis­i­ons, but rather the test of their validity.

Peter F. Drucker

Wie eine selbst­er­fül­len­de Pro­phe­zei­ung bestä­tigt das ange­pass­te Ver­hal­ten der Mit­ar­bei­ter in einer sol­chen sinn­ent­leer­ten Orga­ni­sa­ti­on die­ses Men­schen­bild. Die Ursa­che dafür liegt aber eben gera­de nicht in der mensch­li­chen Natur, denn die­sel­ben Mit­ar­bei­ter sind im Ver­ein oder Kir­che oder ande­ren über­wie­gend sinn­ge­trie­be­nen Orga­ni­sa­tio­nen hoch­mo­ti­viert und das oft ganz ohne Bezah­lung. Die Ursa­che liegt viel­mehr in einer Orga­ni­sa­ti­on, die den Tanz ums gol­de­ne Kalb zele­briert und Pro­fit zum Selbst­zweck erho­ben hat. 

Wenn Du ein Schiff bau­en willst, dann rufe nicht die Men­schen zusam­men, um Holz zu sam­meln, Auf­ga­ben zu ver­tei­len und die Arbeit ein­zu­tei­len, son­dern leh­re sie die Sehn­sucht nach dem gro­ßen, wei­ten Meer.

Antoine de Saint-Exupéry

Umge­kehrt kann ein guter Pur­po­se, Men­schen unglaub­lich inspi­rie­ren und zu Höchst­leis­tun­gen moti­vie­ren. Dani­el Pink beschreibt des­halb in sei­nem Buch „Dri­ve“, dass Men­schen in ers­ter Linie Pur­po­se-Maxi­mie­rer sind und kei­ne Pro­fit-Maxi­mie­rer. Als sozia­le Wesen haben Men­schen das Bedürf­nis, Teil von etwas zu sein, dass grö­ßer als sie selbst ist und ihre eige­ne end­li­che Exis­tenz über­dau­ert. Gute Füh­rung beginnt daher genau bei die­sem höhe­ren Zweck.

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

2 Kommentare

Die Zei­ten, in denen es Mit­ar­bei­tern aus­reicht auf die aktu­el­len Quar­tals­zah­len zu bli­cken und das „bes­ter Geschäfts­jahr der Geschich­te“ zu fei­ern, sind vorbei.
Die­sen Arti­kel kann ich aus mei­ner Pra­xis bestä­ti­gen: Vie­len Teams durf­te ich hel­fen ihren Pur­po­se zu ent­de­cken. Da kommt nicht immer „Welt­frie­den“ her­aus, aber eben deut­lich mehr als Finanzzahlen.
Vie­len Dank für die­sen inspi­rie­ren­den Artikel!

Das kann ich sehr gut nach­voll­zie­hen. Und es kommt jeden­falls sehr viel mehr Moti­va­ti­on dabei her­aus. Dan­ke für dei­nen Kom­men­tar, Peter.

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