Das Unternehmen als Werkstatt für gelingendes Leben

So hat Bodo Jans­sen ein zen­tra­les Kapi­tel in sei­nem neu­en Buch „Kraft­quel­le Tra­di­ti­on. Bene­dik­t­i­ni­sche Lebens­kunst für heu­te“ (Ama­zon Affi­lia­te-Link) über­schrie­ben. Unter­neh­men sind mehr als nur Orte der Wert­schöp­fung und ihr Zweck ist nicht der Pro­fit. Der wirt­schaft­li­che Erfolg ist die Fol­ge der Ver­wirk­li­chung der Mit­glie­der in die­ser Werk­statt für gelin­gen­des Leben. Eine erfri­schend ande­re Sicht­wei­se auf Unter­neh­men und den Zweck von Unter­neh­men, bei der der Mensch nicht nur Mit­tel ist, son­dern tat­säch­lich im Mit­tel­punkt steht.

Die Werk­statt aber, in der wir das alles sorg­fäl­tig ver­wirk­li­chen sol­len, ist der Bereich des Klos­ters und die Bestän­dig­keit in der Gemeinschaft.

Regu­la Bene­dic­ti (4,78)

Mit die­sem Satz endet das vier­te Kapi­tel in der Regu­la Bene­dic­ti, die vom hl. Bene­dict von Nur­sia um 540 ver­fasst wur­de, um damit das Klos­ter­le­ben in dem von ihm gegrün­de­ten Gemein­schafts­klos­ter Mon­te Cas­si­no zu regeln. Seit­her bil­det sie die Grund­la­ge des Ordens der Bene­dik­ti­ner. Und seit sei­nen Auf­ent­hal­ten in ver­schie­de­nen Bene­dik­ti­ner­klös­tern inspi­riert und lei­tet die­se Regu­la Bene­dic­ti nun Bodo Jans­sen beim eben­so radi­ka­len wie erfolg­rei­chen Trans­for­ma­ti­on sei­ner Hotel­ket­te Ups­tals­boom hin zu einer Werk­statt für gelin­gen­des Leben.

Der Begriff Werk­statt zieht sofort die Fra­ge nach sich, wel­che Werk­zeu­ge dort zur Anwen­dung kom­men sol­len. Die Ant­wort gibt Bene­dict von Nur­sia in genau die­sem vier­ten Kapi­tel in Form von 73 „Werk­zeu­gen der geist­li­chen Kunst“, die letzt­lich gute Gewohn­hei­ten für ein gelin­gen­des Leben sind. Für Bodo Jans­sen steckt in die­sen guten Gewohn­hei­ten die „Ant­wort auf die Fra­ge: Was kann ich täg­lich dafür tun, dass mein Leben gelingt, dass mir die Zeit mit mei­ner Arbeit und den Men­schen in mei­ner Nähe Freu­de berei­tet?“ Eine Fra­ge, die wir uns viel öfter stel­len sollten.

Kei­ner ach­te auf das eige­ne Wohl, son­dern mehr auf das des anderen.

Regu­la Bene­dic­ti (72,7)

Schon vor 1500 Jah­ren war das Prin­zip Augen­hö­he für Bene­dict von Nur­sia von zen­tra­ler Bedeu­tung, was in der stän­di­schen Ord­nung des frü­hen Mit­tel­al­ters min­des­tens eben­so radi­kal anders war wie wir es heu­te in unse­rer von Hier­ar­chien gepräg­ten Kul­tur emp­fin­den. Wäh­rend unser Han­deln heu­te oft von der auf das Ego zen­trier­ten Fra­ge „Was habe ich davon, dass es die ande­ren und die Gemein­schaft gibt?“ gelei­tet wird, geht es Bene­dict von Nur­sia um die ent­ge­gen­ge­setz­te Fra­ge­stel­lung: „Was hat die Gemein­schaft davon, dass es mich gibt?“ Die Gemein­schaft hat also viel mehr den Cha­rak­ter eines Netz­werks als einer Hier­ar­chie und die­ses Netz­werk lebt von den indi­vi­du­el­len Beiträgen.

Arbeit und Leben sind für Bene­dict von Nur­sia ganz und gar kei­ne getrenn­ten Berei­che. Eine Work-Life-Balan­ce braucht es im Klos­ter so nicht. Arbeit ist Leben und Arbeit dient dem Leben. Sein Ziel war es, das Mit­ein­an­der der Gemein­schaft so zu regeln, dass sie zu einer Werk­statt für gelin­gen­des Leben wird. 

Sehr wohl unter­schei­det Bene­dict von Nur­sia aber ver­schie­de­ne Lebens­be­rei­che und Auf­ga­ben, was ins­be­son­de­re durch die Regel „ora et labo­ra“, also „bete und arbei­te“ deut­lich zum Aus­druck kommt. Die Zei­ten des Gebets, der Stil­le und Refle­xi­on sind dabei hei­lig in dem Sin­ne, dass es nichts wich­ti­ge­res gibt. Die­se schein­bar unpro­duk­ti­ven Pau­sen, in denen aber nach­weis­lich die krea­ti­ve Leis­tung des mensch­li­chen Geis­tes pas­siert, struk­tu­rie­ren und beru­hi­gen dadurch den Tages­ab­lauf im Klos­ter. Ein klei­ner Unter­schied, der aber einen gro­ßen Unter­schied macht, wie Bodo Jans­sen bei sei­nen Besu­chen im Klos­ter selbst erfah­ren durf­te. Wenn wir also mal wie­der das Mit­tag­essen aus­fal­len las­sen oder im Kalen­der eine Bespre­chung die nächs­te jagt, soll­ten wir und dar­an erin­nern, dass die­se Zei­ten hei­lig sind und auch der Leer­lauf wich­tig ist. 

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

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