Führung schafft Sicherheit

Ver­trau­en und Koope­ra­ti­on ent­ste­hen in einem Kli­ma der psy­cho­lo­gi­schen Sicher­heit. Wo umge­kehrt bis­her Kon­kur­renz und Angst die vor­herr­schen­den Leit­mo­ti­ve waren, kann in der Kri­se auch kei­ne schlag­kräf­ti­ge Geschlos­sen­heit erwar­tet werden.

Orga­ni­sa­tio­nen ste­cken vol­ler Wider­sprü­che. Ein ganz grund­le­gen­der liegt dar­in, dass die Wert­schöp­fung in Orga­ni­sa­tio­nen immer auf Koope­ra­ti­on ange­wie­sen ist, wäh­rend die Kul­tur meist auf Kon­kur­renz aus­ge­rich­tet ist. Das ange­streb­te pro­duk­ti­ve Mit­ein­an­der ver­kommt dadurch zum neid­vol­len Gegen­ein­an­der eines Null­sum­men­spiels, bei dem der Gewinn des Einen der Ver­lust des Ande­ren ist.

Dri­ve out fear, so that ever­yo­ne may work effec­tively for the company.

W. Edwards Deming

Der stän­di­ge Kampf um Bud­get, Head­counts (sic!), Posi­ti­on, Ein­fluss, Macht und Anse­hen sorgt zwar auch in guten Zei­ten für reich­lich frust­vol­le Rei­bung, aber irgend­wie reicht es unter dem Strich den­noch. In Kri­sen­zei­ten aber ent­fal­tet sich die vol­le toxi­sche Wir­kung einer sol­chen Kul­tur, die auf Kon­kur­renz und letzt­lich Angst beruht. Die Bedro­hung der Orga­ni­sa­ti­on durch äuße­re Umstän­de (Kon­kur­ren­ten, neue Geschäfts­mo­del­le, eine Pan­de­mie, etc.) erfor­dert inne­re Geschlos­sen­heit im Kampf dage­gen. Wer aber schon in guten Zei­ten, der ande­ren Abtei­lung nicht über den Weg traut, kann auf ver­trau­ens­vol­le und unbe­ding­te Koope­ra­ti­on im Ernst­fall auch nicht bauen.

Quel­le: re:Work

Effek­ti­ve Team­ar­beit und wert­schöp­fen­de Koope­ra­ti­on braucht Sicher­heit. Nur wenn sich die Mit­glie­der einer Grup­pe ein­an­der ver­trau­en und sich sicher genug füh­len, ihre Mei­nung offen zu sagen und Risi­ken ein­zu­ge­hen, wird das Gan­ze mehr als die Sum­me sei­ner Tei­le. Die­se psy­cho­lo­gi­sche Sicher­heit ist der wich­tigs­te Ein­fluss­fak­tor auf die Effek­ti­vi­tät von Teams, wie Goog­le im Rah­men des Pro­jekts Aris­to­te­les her­aus­fand. Erst mit eini­gem Abstand folg­ten die Ver­läss­lich­keit (Kön­nen wir uns dar­auf ver­las­sen, dass jeder sei­ne Arbeit pünkt­lich und gut erle­digt?), die Struk­tur und Klar­heit (Sind Zie­le, Rol­len­ver­tei­lung und die Aus­füh­rungs­we­ge im Team klar?), der Sinn (Wird an etwas gear­bei­tet, was jedem im Team wich­tig ist?) und schließ­lich der Ein­fluss (Glau­ben wir dar­an, dass unse­re Arbeit einen Unter­schied macht?). 

Lea­der­ship is a choice. It is not a rank. I know many peo­p­le at the senior­most levels of orga­niza­ti­ons who are abso­lut­e­ly not lea­ders. They are aut­ho­ri­ties, and we do what they say becau­se they have aut­ho­ri­ty over us, but we would not fol­low them. And I know many peo­p­le who are at the bot­toms of orga­niza­ti­ons who have no aut­ho­ri­ty and they are abso­lut­e­ly lea­ders, and this is becau­se they have cho­sen to look after the per­son to the left of them, and they have cho­sen to look after the per­son to the right of them. This is what a lea­der is.

Simon Sinek

Der römi­sche Kai­ser Cali­gu­la lag also falsch mit sei­nem Mot­to oder­int, dum metu­ant (zu dt.: Sol­len sie mich doch has­sen, solan­ge sie mich fürch­ten). Von die­ser radi­ka­len Sor­te gibt es des­halb heu­te glück­li­cher­wei­se nicht mehr so vie­le in Poli­tik und Wirt­schaft. Den­noch sind Angst, Kon­kur­renz und Miss­trau­en mehr oder weni­ger tief ver­wo­ben in der Kul­tur vie­ler hier­ar­chi­scher Orga­ni­sa­tio­nen. Füh­rung muss also genau hier anset­zen, unge­sun­de Kon­kur­renz unter­bin­den und statt­des­sen für psy­cho­lo­gi­sche Sicher­heit sor­gen. Genau dar­um geht es in die­sem sehens­wer­ten TED-Talk von Simon Sinek.

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

4 Kommentare

Hal­lo Mar­cus, vie­len Dank für die­sen wie­der sehr gelun­ge­nen Arti­kel zu einem The­ma, das mei­ner Mei­nung nach noch immer viel zu wenig Beach­tung bekommt. Ech­tes Ver­trau­en durch über­ein­stim­men­de Wer­te und Über­zeu­gun­gen ist natür­lich Beschleu­ni­ger Num­mer eins. Inter­es­san­ter­wei­se funk­tio­nie­ren auch man­che Orga­ni­sa­tio­nen in der Kri­se bes­ser als vor­her, weil sich dann die Ener­gie, die sich sonst nach innen, also gegen sich selbst rich­ten, nach außen gegen den gemein­sa­men „Feind“ kon­zen­triert wird. Intern gibt es solan­ge einen „Waf­fen­still­stand“.

Hal­lo Flo­ri­an, das kann tat­säch­lich pas­sie­ren, dass die Gefahr von Außen die Par­tei­en innen eint. Peter Dru­cker hat dazu mal geschrieben: 

Fear of a thre­at to the com­mu­ni­ty unites. But fear of someone within the com­mu­ni­ty divi­des and cor­ro­des. It cor­rupts both him who uses fear and him who fears.
Peter F. Drucker

Hal­lo Marcus,

doch um sei­nen Mit­ar­bei­ten­den Sicher­heit geben zu kön­nen, muss die Füh­rungs­eta­ge sich ihrer selbst erst mal sicher sein.
Und dies ist nur mit der ent­spre­chen­den Hal­tung und Erfah­rung mög­lich und kann nicht in einem Work­shop oder über Stel­len­be­schrei­bun­gen ver­mit­telt werden.

Mit Sin­eks Zitat hät­test Du mein aktu­el­les Arbeits­er­le­ben nicht bes­ser beschrei­ben können.
So wur­de durch die Pan­de­mie deut­lich, wie sehr die Prä­senz der Füh­rungs­kraft benö­tigt wird, damit sich das Team sicher fühlt und eine Ori­en­tie­rung hat.
Eine enge­re und ver­bes­ser­te Zusam­men­ar­beit ist das posi­ti­ve Ergeb­nis davon. Eine Nicht-Prä­senz hät­te zu Unsi­cher­heit und Ent­fer­nung geführt.

Bezo­gen auf Sinek hat die Beach­tung der Men­schen rechts und links von sich m.M.n. zu gro­ßen Tei­len mit der eige­nen Sozia­li­sa­ti­on zu tun.
Denn wer als Tee­nie oder Jugend­li­cher über einen län­ge­ren Zeit­raum mit Feu­er­wehr­leu­ten o.ä. zusam­men­ge­ar­bei­tet hat,
konn­te durch die­se berei­chern­de Mög­lich­keit die Bedeu­tung des Teams in sei­ner gan­zen Dimen­si­on mit allen Vor- und Nach­tei­len ken­nen­ler­nen und wird auch spä­ter ent­spre­chend mit Blick auf das gan­ze Team handeln.

Hal­lo Marcus,

genau das habe ich auch schon so beob­ach­tet – oft sind es die, die doch in einem Sport­ver­ein oder ähn­li­chem aktiv teil­ge­nom­men haben, die sich mit damit auch im Geschäfts­all­tag leich­ter bzw. das auto­ma­tisch tun.

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