Mein letzter Tweet

Bereits vor einem Jahr beschrieb ich mein zuneh­men­des Miss­fal­len mit Twit­ter als Ort der sys­te­ma­ti­schen Empö­rungs­es­ka­la­ti­on. Ich beschloß, mich „bis auf Wei­te­res voll­stän­dig“ zurück­zu­zie­hen. So ganz gelang es mir dann aber doch nicht. Bis­wei­len ließ ich mich doch zu einem Kom­men­tar zur (immer deso­la­te­ren) Lage der Nati­on und Demo­kra­tie hin­rei­ßen. Ich sah Twit­ter immer als Markt­platz der Ideen, eine Art digi­ta­le Ago­ra. Viel­leicht war das auch mal so, viel­leicht hät­te Twit­ter das sein kön­nen. Seit eini­gen Jah­ren ähnelt – und da gebe ich der Argu­men­ta­ti­on von Cal New­port in sei­nem Pod­cast Recht – Twit­ter aber mehr dem Col­lo­se­um mit unter­halt­sa­men und bis­wei­len blu­ti­gen Kämp­fen von Gla­dia­to­ren. Dafür ist mir mei­ne Zeit zu scha­de. Des­halb ist die­ser 47.809te Tweet mein letz­ter, den ich hier kon­ser­vie­re, bevor mein Account gelöscht wird:

Zu fin­den bin ich nach wie vor auf Lin­ke­dIn (als beruf­li­ches Netz­werk für das Recrui­ting uner­setz­bar) und erreich­bar via E‑MailThree­ma oder Tele­gram. Inspi­ra­ti­on bekom­me ich immer noch aus News­let­tern, Pod­casts und nicht zuletzt von Refind, das mir täg­lich inter­es­san­te Links kura­tiert ganz ohne Empörung.

Titel­bild von Andrii Zhuk ver­öf­fent­licht auf Uns­plash.

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

3 Kommentare

Kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­stru­men­te wie Twit­ter funk­tio­nie­ren gut für The­men, zu denen es kei­ne fun­da­men­ta­len Posi­tio­nen gibt (oder in Erschei­nung tre­ten) son­dern Einig­keit in den Grund­zü­gen herrscht.
Bei poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen The­men, das muss­te ich lei­der auch in den letz­ten 2 Jah­ren fest­stel­len, trifft das nicht zu. Da haben wir es mit Abso­lut­heits­an­sprü­chen und Dog­men zu tun, die teil­wei­se zu üblen Schlamm­schlach­ten führen.
Aber: Ich betrach­te es als Spie­gel der Gesell­schaft. Es wird sicht­bar, was eh da ist … immer schon da war … die Unfä­hig­keit oder Unwil­lig­keit vie­ler Men­schen, die eige­ne Posi­ti­on und Über­zeu­gung auch nur ansatz­wei­se kri­tisch zu betrach­ten und ande­re Posi­tio­nen als viel­leicht nicht voll­kom­men unsin­nig in Erwä­gung zu ziehen.
Und die Ange­wohn­heit, nicht nur die abwei­chen­den Sicht­wei­sen abzu­leh­nen und zu ver­dam­men, son­dern damit auch gleich den gan­zen Men­schen inklu­si­ver aller Ande­ren mit ähn­li­chen Gedankengängen.
Vor­ge­macht wird es tag­täg­lich von Poli­tik und Leit­me­di­en; unse­re Schu­len ste­hen da tw. auch in nichts nach.

Es ist mir ein paar mal gelun­gen, die­ses Mus­ter auf Twit­ter zu durch­bre­chen, wirk­lich in Kon­takt mit dem Men­schen auf der ande­ren Sei­te zu gehen, von Mensch zu Mensch. Es sind schö­ne, wenn­gleich fra­gi­le Kon­tak­te ent­stan­den. Es ist aller­dings nicht ganz ein­fach; etwas, was wir nir­gends wirk­lich bei­gebracht bekommen.
Ich sehe da ehr­lich gesagt auch kei­ne Chan­ce, dass wir das als Gesell­schaft mal ler­nen, im Gegenteil.

Hm, eigent­lich woll­te ich nur kurz schrei­ben: Ich kann dich so gut ver­ste­hen mit die­ser Entscheidung!

Lie­ber Rai­ner, auch ich habe – gera­de in der Früh­zeit – vie­le gute Dis­kus­sio­nen auf Twit­ter erlebt. In letz­ter Zeit hat sich dort, wie in der übri­gen Gesell­schaft und den übri­gen Medi­en, das Den­ken und Dis­ku­tie­ren arg ver­kürzt auf ein­fachs­te schwarz-weiß Mus­ter. Das wird den kom­ple­xen Pro­ble­men (Pan­de­mie, Ukrai­ne und ande­re Kon­flikt­her­de, Kli­ma­wan­del, …) nicht ansatz­wei­se gerecht, ist aber natür­lich ange­nehm ein­fach und bequem.

Ich sehe die­se Ent­wick­lung auch so wie Rai­ner es oben beschreibt. 

Wir ver­hal­ten uns so wie im Auto, wenn wir über den ande­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer schimp­fen … Nur hier im Inter­net ver­halt es nicht wie im eige­nen Auto, son­dern mein flot­ter Spruch bleibt für alle Zeit mit mir ver­bun­den, egal ob ich den Tweet lösche oder nicht (in der Zwi­schen­zeit hat schon jemand einen Screen­shot gemacht). 

Zudem hängt bei vie­len Platt­for­men dann beim Name und mein Arbeit­ge­ber dann noch mit dran. Da kann ich sagen, dass ich hier pri­vat unter­wegs bin oder nicht, letzt­lich bin ich als Mensch auf den Platt­for­men unterwegs.

Zusam­men­fas­send: Mein Beschimpfen/Verunglimpfen/Beleidigen sagt mehr über mich aus, als mir lieb ist. Also lass ich es.

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