Agilität Orientierung geben: Strategie als leerer Handlungsrahmen

Bei Agi­li­tät den­ken die meis­ten an Kan­ban oder Scrum auf Ebe­ne der Teams. Und dann natür­lich an die vie­len Ska­lie­rungs-Frame­works wie LeSS, SAFe, DAD oder Nexus. In ers­ter Linie adres­sie­ren die­se Frame­works die Fra­ge, wie die Arbeit von meh­re­ren oder vie­len Teams an einem oder meh­re­ren Pro­duk­ten koor­di­niert und syn­chro­ni­siert wer­den kann. Gera­de in gewach­se­nen IT-Land­schaf­ten mit vie­len Abhän­gig­kei­ten eine berech­tig­te und oft gestell­te Fra­ge, die lei­der oft die viel wich­ti­ge­re Fra­ge nach der Ent­kopp­lung ver­drängt, aber das ist eine ande­re Geschich­te. Hier soll es nun eher um die Fra­ge gehen, wie man agi­len Orga­ni­sa­tio­nen auf ver­schie­de­nen Flug­hö­hen mit ent­spre­chen­den Pla­nungs­ho­ri­zon­ten Ori­en­tie­rung geben kann. Und dar­um, dass dabei Stra­te­gie immer ein lee­rer Hand­lungs­rah­men blei­ben muss der von unten nach oben mit Inhalt gefüllt wird.

Klaus Leo­pold, der den Begriff der ver­schie­de­nen Flug­hö­hen geprägt hat, unter­schei­det drei Ver­bes­se­rungs­ebe­nen der Orga­ni­sa­ti­on. Auf der ope­ra­ti­ven Ebe­ne arbei­ten die ein­zel­nen Teams nach ihren jewei­li­gen agi­len Metho­den (bei Klaus sicher­lich eher Kan­ban als Scrum, aber das spielt hier kei­ne Rol­le). Auf der Ebe­ne dar­über fin­det die not­wen­di­ge Koor­di­na­ti­on zwi­schen den Teams und Pro­duk­ten statt, um gemein­sam einen Wert für den Kun­den zu gene­rie­ren. Und auf der stra­te­gi­schen Ebe­nen ganz oben wird die gro­be Rich­tung für alle fest­ge­legt. In etwa so wie in dem Bild. 

Quel­le: Klaus Leo­pold

Die­se Ebe­nen ent­spre­chen unter­schied­li­chen Pla­nungs­ho­ri­zon­ten. Auf der obers­ten Ebe­ne wer­den die stra­te­gi­schen Zie­le für die nächs­ten Mona­te fest­ge­legt wäh­rend auf der ope­ra­ti­ven Ebe­ne der Teams in Sprints von weni­gen Wochen Bei­trä­ge zu die­sen Zie­len gelie­fert wer­den, die durch die mitt­le­re Ebe­ne koor­di­niert ein stim­mi­ges und nütz­li­ches Gan­zes erge­ben. Alle Ebe­nen haben also einen agi­len Rhyth­mus, aber ent­spre­chend ihrem Pla­nungs­ho­ri­zon­ten sind die Zyklen unter­schied­lich lange.

Ganz ohne Hier­ar­chie kommt Agi­li­tät in die­sem Sin­ne also nicht aus. Im Gegen­teil wer­den agi­le Teams in ihrer Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on ja erst durch die­se gemein­sa­me Aus­rich­tung effek­tiv und schlag­kräf­tig. Jede (neue) Hier­ar­chie hat aber gera­de im Zuge einer Trans­for­ma­ti­on einer hier­ar­chi­schen Orga­ni­sa­ti­on in eine agi­le sei­ne Tücken. Sie kann auch miss­ver­stan­den oder bewusst miss­braucht werden. 

Ziel ist es eben gera­de nicht, von oben nach unten Auf­trä­ge zur Aus­füh­rung zu geben. Ziel ist es, der Auto­no­mie Ori­en­tie­rung zu geben. Und das setzt vor­aus, dass zwar die gro­be Rich­tung von oben nach unten vor­ge­ge­ben wird, aber die Details was und wie genau und in in wel­cher Rei­hen­fol­ge getan wer­den soll­te von unten nach oben hin­zu­kom­men. Die Stra­te­gie bil­det einen lee­ren Hand­lungs­raum begrenzt durch gemein­sam ent­wi­ckel­te emer­gen­te Prin­zi­pi­en der Zusam­men­ar­beit, den die Teams selbst­or­ga­ni­siert mit Inhal­ten zur Ziel­er­rei­chung füllen. 

Stra­te­gie ist ein zunächst lee­rer Hand­lungs­raum, begrenzt durch Prin­zi­pi­en. Er wird für den unbe­kann­ten Teil des Weges benö­tigt. Für den bekann­ten Teil genügt ein Plan, gebil­det aus Regeln.
Ger­hard Wohland

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Von Marcus Raitner

Hi, ich bin Marcus. Ich bin der festen Überzeugung, dass Elefanten tanzen können. Daher begleite ich Organisationen auf ihrem Weg zu mehr Agilität. Über die Themen Führung, Digitalisierung, Neue Arbeit, Agilität und vieles mehr schreibe ich seit 2010 in diesem Blog. Mehr über mich.

4 Kommentare

Die Beschrei­bung von G. Woh­l­and ist (wie meist immer ‚-)) sehr tref­fend. ! Es geht auch dar­um bei einer Stra­te­gie fest­zu­le­gen was man eben nicht tun soll, wel­che Pfa­de nicht beschrit­ten wer­den sol­len. Wenn das ein­mal klar wird, kann man Die Stra­te­gie mit Inhal­ten füllen..
Inter­es­sant für mich der Umset­zungs­vor­schlag von Leo­pold. Sehr guter Artikel.… 

Vie­len Dank! Freut mich sehr. Viel­leicht geht es wirk­lich eher dar­um Gren­zen zu set­zen und größ­ten Frei­raum zu lassen.

Hal­lo Mar­cus, was hälst Du vom Ansatz Hoshin Kan­ri? Ist das Dei­nes Erach­tens eine Ant­wort auf ziel­füh­ren­de Ori­en­tie­rung im Agi­len Kontext?

Hal­lo Stef­fen, bis­her habe ich mich nur mit Objec­ti­ves & Key-Results aus­ein­an­der­ge­setzt und ange­wen­det. Hoshin Kan­ri steht auf mei­ner Lis­te, hat­te aber bis­her noch kei­ne Zeit es mir genau­er anzu­se­hen. Irgend­wel­che Tipps dazu?

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